Mit einer Grundgesetzänderung hat die Bundesregierung im März 2025 ein neues kreditfinanziertes Sondervermögen „Infrastruktur und Klimaneutralität“ beschlossen. Verankert im neuen Artikel 143h GG, erlaubt es Kredite in Höhe von bis zu 500 Milliarden Euro – mit einer Laufzeit von zwölf Jahren. Das Geld soll für zusätzliche Investitionen in Infrastruktur und zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2045 eingesetzt werden. Damit wird die Schuldenbremse de facto ausgehebelt: Ähnlich wie beim Sondervermögen für die Bundeswehr werden diese Kredite nicht auf die reguläre Neuverschuldung angerechnet [1].
Von den insgesamt 500 Milliarden Euro sind 100 Milliarden für die Länder vorgesehen, weitere 100 Milliarden fließen in den Klima- und Transformationsfonds. Für eigene Investitionen des Bundes verbleiben 300 Milliarden Euro, was einem jährlichen Zuwachs von etwa 25 Milliarden entspricht. Zum Vergleich: Das bisherige Investitionsvolumen des Bundes liegt bei rund 50 Milliarden Euro pro Jahr. Bei vollständiger Verausgabung könnten die staatlichen Investitionen also um rund 50 Prozent steigen [1].
Brandenburgs Anteil
Auf Brandenburg entfallen etwa 3 Milliarden Euro, wovon 1,5 Milliarden Euro direkt an die Kommunen weitergereicht werden. Diese Mittel sollen eigenverantwortlich in Infrastruktur investiert werden. Die andere Hälfte verbleibt beim Land und ist unter anderem für Landesstraßen und Brücken, Hochschulen, studentisches Wohnen, Polizei- und Feuerwehrstandorte, Digitalisierung sowie die Gesundheitsversorgung vorgesehen [2][3].
Cottbus und Spree-Neiße
Nach ersten Berechnungen ergeben sich für den Wahlkreis 64 (Cottbus und Spree-Neiße) folgende Summen:
- Cottbus: ca. 52,5 Mio. € über die gesamte Laufzeit, also etwa 5–6 Mio. € pro Jahr
- Spree-Neiße: ca. 24,8 Mio. € gesamt, also etwa 2–3 Mio. € pro Jahr
- Gesamt: 7–9 Mio. € jährlich für den gesamten Wahlkreis [3]
Klingt viel – ist in der Realität jedoch kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein: Cottbus allein schiebt einen Investitionsstau von etwa 1 Milliarde Euro vor sich her. Ein Schulneubau schlägt mit 50 Mio. € zu Buche, die Revitalisierung der Schule am Brunschwigpark kostete 22 Mio. €. Mit den zusätzlichen Mitteln aus dem Sondervermögen ließen sich also bestenfalls kleine Einzelprojekte stemmen – nicht jedoch die großen Baustellen [5].
Hinzu kommt: Durch den Zensus 2022/23 verlor Cottbus statistisch rund 6.000 Einwohner. Das bedeutet 6–7 Millionen Euro weniger an Finanzausgleichsmitteln pro Jahr – also mehr, als das Sondervermögen überhaupt jährlich in die Stadt spült [4].
Bürokratie als Kostentreiber
Auch die Bauwirtschaft schlägt Alarm: „Geld allein baut keine Brücke“, heißt es vom Hauptverband der Bauindustrie. Denn bevor der erste Spatenstich getan ist, verschlingt die Bürokratie Millionen. Für ein Schulprojekt sind dutzende Vergaben nötig, es gehen Hunderte Angebote ein, Genehmigungen dauern fünf bis zehn Jahre. Das Ergebnis: Milliarden versickern im Verwaltungsapparat, bevor in den Kommunen tatsächlich etwas ankommt [5].
Unsere Position und Lösungsansätze
Wir sehen im Sondervermögen „Infrastruktur und Klimaneutralität“ keinen echten Befreiungsschlag, sondern einen gigantischen Schuldenberg, der die Kommunen kaum spürbar entlastet. Deshalb fordern wir:
- Rücknahme der Grundgesetzänderung: Wir wollen den neuen Artikel 143h GG streichen und den zusätzlichen Kreditrahmen rückgängig machen. Damit verhindern wir, dass die Schuldenbremse dauerhaft ausgehebelt wird [6].
- Abkehr von der Klimaneutralitäts-Strategie: Wir setzen uns dafür ein, ineffiziente und kostspielige Klimaschutzmaßnahmen zu beenden und stattdessen auf Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit von Energie zu setzen [6].
- Steuerliche Entlastungen statt Verschuldung: Wir befürworten eine umfassende Steuerreform nach dem Kirchhof-Modell, mit der Streichung von Grund-, Erbschafts- und Schenkungssteuer. So schaffen wir Spielraum für Investitionen, ohne neue Schulden aufzubauen [7].
- Begrenzung staatlicher Ausgaben: Wir treten für eine konsequent restriktive Ausgabenpolitik ein und lehnen Subventionen im Bereich Klima und Energie ab, die keine messbare Wirkung entfalten [8].
Unser alternativer Haushalt
Parallel zu unseren Forderungen haben wir als AfD-Bundestagsfraktion einen alternativen Haushaltsentwurf vorgelegt, der deutlich auf Spareffekte, Generationengerechtigkeit und Entlastung setzt. Im Überblick:
- Wir erreichen 76,7 Milliarden Euro weniger Nettokreditaufnahme gegenüber dem Entwurf der Bundesregierung. Damit legen wir einen Haushalt vor, der generationengerechter sein soll, Bürger und Wirtschaft entlastet und gleichzeitig die „alte“ Schuldenbremse einhält [9].
- In unseren Entwürfen schlagen wir umfassende Ausgabenkürzungen vor. Unter anderem fordern wir, das Entwicklungsministerium abzuschaffen und das Bürgergeld für Ausländer in Deutschland zu streichen, um die Ausgaben deutlich zu senken [10].
- Wir lehnen auch Nebenhaushalte ab, durch die Bundeshaushalte „geschönt“ werden, und setzen stattdessen auf transparente Haushaltsführung mit kaufmännischer Buchführung auf Bundesebene [5].
Mit diesem alternativen Haushalt wollen wir zeigen, dass finanzielle Solidität nicht nur durch kreditgetriebene Programme möglich ist – sondern durch gezielte Priorisierung, Ausgabendisziplin und Reform.
Fazit
Das Sondervermögen Infrastruktur wird von der Regierung als Jahrhundertchance verkauft – in Wahrheit ist es ein Schuldenberg, der die kommunale Situation kaum verbessert. Für die Lausitz bleiben nur kaum spürbare Zuwendungen, während die Ampelregierung in nur einer Legislaturperiode mehr als 50 % der Schulden aufnimmt, die alle Kanzler vor ihr in 76 Jahren zusammengetragen haben [1][5].
Unsere eingebrachten Vorschläge – von der Rücknahme der Grundgesetzänderung über eine Steuerreform bis hin zu einem alternativen Haushalt mit deutlich weniger Neuverschuldung – zeigen einen anderen Weg auf. Solide Finanzen, weniger Bürokratie, klare Prioritäten, und vor allem: keine Scheinlösungen auf Pump.
Quellenverzeichnis
[1] Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK): Sondervermögen Infrastruktur – 500 Milliarden Euro für Investitionen, 24.03.2025. Online: dihk.de
[2] Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ): 1,5 Milliarden Euro für Brandenburg – So viel Geld fließt in Ihre Gemeinde, 09.09.2025. Online: maz-online.de
[3] Ministerium der Finanzen und für Europa des Landes Brandenburg (MdFE): Einigung zur Verteilung des Sondervermögens Infrastruktur und Klimaneutralität des Bundes, 09.09.2025. Online: mdfe.brandenburg.de
[4] Lausitzer Rundschau: Einwohner in Cottbus: Plötzlich fehlen 6000 Menschen – Stadt zweifelt am Zensus, 08.12.2024. Online: lr-online.de
[5] Lausitzer Rundschau: Sondervermögen: Wie die geplante Investitionsoffensive verwässert und was helfen würde, 16.09.2025. Online: lr-online.de
[6] Deutscher Bundestag: Klimaschutzfolgenbereinigungsgesetz – Antrag der AfD-Fraktion, 26.06.2025. Online: bundestag.de
[7] Deutscher Bundestag: AfD fordert Steuerreform nach Kirchhof-Modell, 20.06.2025. Online: bundestag.de
[8] Alternative für Deutschland (AfD): Europawahlprogramm 2024, Dezember 2023. Online: afd.de
[9] AfD-Fraktion legt alternativen Haushaltsentwurf vor: 76,7 Milliarden Euro weniger Nettokreditaufnahme gegenüber Regierungsentwurf. Online: afdbundestag.de
[10] Bundestag beschließt Ausgaben von 502,55 Milliarden – AfD schlägt Ausgabenkürzungen (u. a. Abschaffung Entwicklungsministerium) vor. Online: bundestag.de