Die Friedensgebete fanden in Leipzig seit 1981 statt. Hintergrund war die Auseinandersetzung um die Stationierung atomarer Mittelstreckenwaffen in der DDR und die Antwort des Westens auf die neue Bedrohung: den Nato-Doppelbeschluss, der – für den Fall, dass Abrüstungsverhandlungen scheitern – eine Nachrüstung auf dem Gebiet der Bundesrepublik vorsieht.
Während das SED-Regime einen einseitigen Rüstungsverzicht des Westens fordert, verlangt die oppositionelle Friedensbewegung in der DDR eine Abrüstung beiderseits des Eisernen Vorhangs, in Ost und West. Die Friedensgebete baten damals ein Forum, diese Forderung zum Ausdruck zu bringen.
Diesen Friedensgruppen schließen sich andere Oppositionsgruppen an, darunter auch eine Umweltgruppe. Spätestens nach der gefälschten Kommunalwahl vom 7.Mai 1989 verbreiterte sich das Themenspektrum: Nun geht es um Demokratie und freie Wahlen, um Reise- und Meinungsfreiheit. Nach dem Friedensgebet am 4. September 1989 gehen die Gottesdienstteilnehmer zum ersten Mal auf die Straße. Es ist die erste der berühmt gewordenen Montagsdemonstrationen, die im Herbst 1989 zum Symbol für die Friedliche Revolution werden.
Der Mut und die Entschlossenheit vieler DDR-Bürger veränderten das politische System, brachten die Mauer zum Einsturz und bereiteten den Weg für die Wiedervereinigung vor. Der Artikel 2 des Einigungsvertrages erklärte den 3. Oktober als (neuen) „Tag der Deutschen Einheit“ zum gesetzlichen Feiertag.
Auch heute braucht es unseren Mut und unsere Entschlossenheit, um das politische System so zu verändern, dass es für unser Volk und für ein Leben in Wohlstand und Sicherheit funktioniert. Wir wollen Gesicht zeigen gegen die Spaltung, für Frieden und Wohlstand, gegen die Plünderung des Mittelstandes und für unsere Demokratie.
Die gegenwärtige Situation in Deutschland spitzt sich zu und mal wieder scheint der Osten als erstes zu erkennen, worum es geht. Im Osten gehen die Menschen zu Tausenden auf die Straße zu den Montagsdemonstrationen.